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Lebenshilfe Marburg - Standpunkte

Wider dem Vergessen


Angehende Heilerziehungspfleger der Lebenshilfe Fachschule für Sozialwesen in Marburg beteiligten sich mit beeindruckenden Beiträgen am bundesweiten Schul- und Amateurtheater–Wettbewerb „Andersartig gedenken on stage- Erarbeitung und Aufführung von Theaterprojekten zu Biographien der Opfer der NS Euthanasie“

Der Unterricht als fächerübergreifende Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Zukunft

Ein schweres Thema - eine Zumutung und eine Herausforderung für die Studierenden, die innerhalb einer Projektwoche seine Umsetzung auf die Bühne bringen sollten: Mit Musik, mit einem selbst entworfenen Bühnenbild, mit selbst gestalteten Requisiten und mit Elementen des darstellenden Spiels. Das Ergebnis wurde als Film festgehalten und anschließend der Jury eingereicht.

Im Unterricht wurde das Thema “Menschen mit Behinderung in der Zeit des Nationalsozialismus“ in verschiedenen Fächern bearbeitet, so dass die Studierenden den geschichtlichen Hintergrund lernten. Bewusst wurde in der Auseinandersetzung ein Bezug zu Methoden der modernen Gentechnologie, der Fragestellung um Sterbehilfe und der Möglichkeiten der Abtreibungen von Kindern mit Behinderungen hergestellt und so über die Aktualität des Themas diskutiert. Ein Studientag in der Gedenkstätte Hadamar (eine der sechs Tötungsanstalten in Deutschland) weitete den Blick aller und richtete den Fokus konkret auf die Biographien von Menschen, die Opfer der NS-Euthanasie wurden.

Anhand von Biographien wurden Stücke entwickelt

In Gruppen setzten sich die Studierenden mit drei Biographien auseinander. Ausgehend von deren Geschichten wurden jeweils diese individuellen Schicksale in Szene gesetzt. “Beeindruckend, wie es jedem Einzelnen gelungen ist, sich auf das Thema einzulassen“, so Anne Kallmann, die als Referentin für Werken und Gestalten das Projekt begleitete.

Eine Gruppe setzte in ihrer Aufführung „Das letzte Licht verlischt“ das Leben und die Ermordung des Komponisten Walter Frick in einem Schwarzlichttheater in Szene. Eine zweite Gruppe nahm mit ihrem Drama „Annas Laterne“ die Vorurteile der Gesellschaft auf Menschen mit Behinderung in den Blick und stellte auf sehr emotionale Weise dar, wie Anna M. dies zunehmend als Bedrohung wahrgenommen haben könnte. In dem dritten Stück „ Nummer 179 oder Anna Lehnkering“ tauchten die Zuschauer in die Erinnerungen von Anna ein. In der Hoffnung, nun aus der Anstalt entlassen zu werden und die Familie zu Hause wiederzusehen, erzählte Anna beim Kofferpacken sehr ergreifend ihre Geschichte. Menschen und Begegnungen wurden auf der Bühne lebendig. Der Gruppe gelang es hervorragend so einen konkreten Bezug zu Menschen mit Behinderung in der heutigen Zeit herzustellen.

Den Menschen in Würde begegnen

Eine Woche lernen am Stück: konzentriert – kreativ - eigenverantwortlich –reflektierend. Am Ende wurden im Beisein von Mitarbeitenden der Lebenshilfe und Referent(inn)en der Fachschule die drei Theaterstücke eindrucksvoll aufgeführt. Die besondere Stimmung war im ganzen Haus zu spüren. „Wir wollen uns dafür engagieren, dass sich so etwas nicht wiederholt. Wir möchten den Opfern ihr Gesicht und ihre Würde zurückgeben und damit auch die Würde der Menschen mit Behinderung in der heutigen Zeit, aufrechterhalten und stärken“, so stellt eine Gruppe ihr Fazit in der schriftlichen Ausarbeitung zum Projekt dar.

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