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Lebenshilfe Marburg - Standpunkte

Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen als Co-Referent*innen an Fachschulen für Sozialwesen


Mit einer Kick-off-Veranstaltung am 16.03.2023 unter Beteiligung sowohl der örtlichen Presse (Oberhessische Presse) als auch mit überörtlicher Beteiligung (Hessische Rundfunk) ging das Projekt „Menschen mit Behinderungen als Co-Referent*innen an der Fachschule für Sozialwesen“ an den Start.

Wer weiß besser über die Bedürfnisse kognitiv beeinträchtigter Menschen Bescheid als sie selbst? Ein neues Projekt der Lebenshilfe Landesverband Hessen e.V. will sechs Menschen mit geistiger Behinderung deshalb als Co-Referent*innen für Fachschulen für Sozialwesen in der Fachrichtung Heilerziehungspflege qualifizieren und ihnen damit eine berufliche Perspektive eröffnen. Nach einer Vorbereitungsphase sollen sie dann künftig selbst Unterricht geben.

Das Projekt eröffnet Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung neue Wege ins Arbeitsleben

Das von der Aktion Mensch unterstützte Projekt des Lebenshilfewerkes Marburg-Biedenkopf und des Landesverbandes der Lebenshilfe Hessen hat das Zeug dazu, die Leben der Teilnehmenden komplett zu verändern: mehr Selbstbestimmung, mehr Teilhabe am Arbeitsleben, bessere Inklusion. Letztendlich geht es für sie darum, mit einer Qualifizierung neue Wege ins Arbeitsleben zu erschließen und außerhalb von Werkstätten für Menschen mit Behinderung bestenfalls in einem „normalen“ sozialversicherungspflichtigen Job Fuß fassen zu können.

Inklusion betrifft außer den Co-Referent*innen auch alle, die von ihnen unterrichtet werden. Ihre Bildungseinheiten sollen die Co-Referent*innen perspektivisch auch an anderen Fachschulen und Studiengängen anbieten können, denn Inklusion muss vor allem vom Gegenüber gedacht werden.

Nach Ostern werden erste praktische Erfahrungen im Unterricht gesammelt!

Insgesamt sechs Bewerberinnen und Bewerber aus Marburg,“ dem Hinterland“, Gießen und Herborn haben sich in den Bewerbungsgesprächen für dieses hessenweit einzigartige Projekt durchgesetzt. Inzwischen läuft ihre Qualifizierung. Einmal pro Woche kommen sie im Landesverband der Lebenshilfe in Marburg zusammen, um sich angeleitet von Projektleiterin und Heilerziehungspflegerin Naomi Cloarec auf ihre künftige Arbeit vorzubereiten.

Expert*innen für die praktischen Aspekte der Assistenz kognitiv beeinträchtigter Menschen sind sie als Nutzer*innen bereits – in der Qualifizierung geht es jetzt vor allem darum zu lernen, diese Expertise auch weitergeben zu können. Um die Erkenntnisse und Erfahrungen deutschlandweit publik zu machen und zum Nachahmen zu motivieren, wird das Projekt wissenschaftlich durch die Universität Siegen begleitet. Auch hier spielen die sechs Co-Referent*innen die Hauptrolle und nehmen aktiv an der Forschung teil.

Nach den Osterferien werden die Teilnehmenden erstmalig selbst unterrichten. Als Co-Referent*innen werden sie einen Ausbildungsgang an der Fachschule für Sozialwesen der Lebenshilfe Landesverband Hessen in der Fachrichtung Heilerziehungspflege mit ausbilden. „Menschen mit geistiger Behinderung können auch Lehrende sein, anderen etwas beibringen“, meint einer der Teilnehmer. Ein anderer: „So kann sich in den Köpfen der Gesellschaft etwas verändern, wenn wir zeigen, dass wir das können.“

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