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Lebenshilfe Marburg - Standpunkte

Menschen mit Behinderung brauchen mehr bezahlbaren barrierefreien Wohnraum


Lebenshilfe Landesverband Hessen e.V. stellte in der Landespressekonferenz in Wiesbaden eine Studie über die Chancen von Menschen mit Behinderung auf dem Wohnungsmarkt in Hessen vor. „Wenn der Inklusionsgedanke beim Wohnen in die Realität umgesetzt werden soll, ist eine erhebliche Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus erforderlich“, so das Fazit der Forscher vom renommierten Pestel-Institut.

Menschen mit Behinderung in den Fokus der Politik rücken

„Die Zeit ist reif, um mit dem Land und den Kommunen über den Wohnungsmangel von Menschen mit Behinderung ins Gespräch zu kommen“, sagte der Geschäftsführer der Lebenshilfe in Hessen, Alexander Mühlberger, gleich zu Beginn der Pressekonferenz am 04.10.2018. Damit diese Diskussion auf Fakten basiert, hat der Selbsthilfe-Landesverband aus Marburg beim Pestel Institut aus Hannover eine Studie über die Chancen von Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt in Hessen in Auftrag gegeben. Grundsätzlich stellt die Studie fest, dass die Lage am Wohnungsmarkt im mittleren und unteren Preissegment durch extremen Mangel gezeichnet ist. Allein in Hessen fehlen derzeit bereits 80.000 Wohnungen, voraussichtlich wird der Bedarf je nach Schätzung bis zum Jahr 2035 sogar auf zwischen 260.000 und 400.000 Wohnungen ansteigen. Benachteiligte Gruppen, zu denen Menschen mit Behinderung zählen, sind besonders von Ausgrenzung auf einem derartig von Fehlen an Wohnraum gezeichneten Wohnungsmarkt betroffen, so die Studie und die Erfahrungen der LAG Wohnen in Hessen e.V., dem Zusammenschluss von Wohnanbietern für Menschen mit Behinderung, die die Studienerstellung unterstützt haben.

Der Markt allein wird den Inklusionsgedanken nicht voranbringen

Für die Lebenshilfe ist klar, dass die Landes- und Kommunalpolitik in Hessen gefordert ist und mehr zur Verwirklichung des Artikels 19 der UN Behinderten-Konvention, dem Recht auf Unabhängige Lebensführung, tun müssen. Es handelt sich nach einhelliger Meinung nicht um ein Erkenntnis-, sondern um ein Umsetzungsproblem. Die Fachleute der Behindertenhilfe forderten zur Behebung der Situation das Schaffen von vielen bezahlbaren, sozialräumlich gut angeschlossenen und barrierefreien Wohnungen, eine unbefristete Sozialbindung, Zuschnitte der Wohnungen, die auf die Wünsche und Bedarfe behinderter Menschen eingehen, zum Beispiel für WGs, und eine frühzeitige Berücksichtigung der Inklusion in der Stadt- und Regionalentwicklung. Matthias Günther vom Pestel Institut bestätigte zum Beispiel durch den Rückgang von Wohnungen mit Belegrechten und Mietpreisbindungen um ein Drittel seit 2010 (42.400 Wohnungen) in Hessen, die Forderungen der Lebenshilfe: „Der Markt allein wird den Inklusionsgedanken nicht voranbringen.“ Notwendig sind neue rechtliche Rahmenbedingungen und wesentlich höhere Investitionen.

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