News

Lebenshilfe Marburg - Standpunkte

Irgendetwas fehlt heute auf dem Marktplatz


Welt-Down-Syndrom-Tag 2022 in Marburg muss dieses Jahr pandemiebedingt wieder ins Wasser fallen. Die Forderungen nach Inklusion und vollumfänglicher Teilhabe von Menschen mit Downsyndrom sind aber aktueller denn je.

Am 21.03. machen mit einem bunten Treiben und Aktionen weltweit Menschen mit Downsyndrom sowie deren Angehörige auf Straßen und Plätzen auf die Verwirklichung des Menschenrechts auf Inklusion aufmerksam. In Marburg wurde dieser Tag die vergangenen Jahre durch die Selbsthilfegruppe Down Syndrom 21 Marburg, das Lebenshilfewerk Marburg-Biedenkopf, dem fib e.V., dem Deutsch-Schwedischen Freundschaftsverein und die Lebenshilfe Landesverband Hessen e.V auf dem Marktplatz organisiert. Bereits zum zweiten Mal muss dieser Tag leider pandemiebedingt ausfallen, was die Organisatoren sehr bedauern.

Das Motto des Welt-Downsyndrom-Tags 2022 lautet „#InclusionMeans … / Inklusion meint … Es beruft sich auf den Konsens, den die UN-Behindertenrechtskonvention festlegt: Das Ziel ist die Inklusion – eine volle, sichtbare und wirksame Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an der Gesellschaft! Die Realität sieht leider immer noch anders aus: Menschen mit Down-Syndrom und Behinderungen kämpfen weiterhin um die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe, zum Beispiel in der Schule, Arbeitswelt oder in Sportvereinen.

Zwei der vielen Gründe sind ein mangelndes gemeinsames Verständnis davon, was Inklusion ist und wie sie praktisch funktioniert. Genau um dieses Verständnis zu fördern und die Barrieren zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen abzubauen, standen die Organisatoren mit zwei unterschiedlichen Socken gekleidet, die ein Zeichen für Vielfalt darstellen sollen, in den vergangenen Jahren mit einem Infostand auf dem Marktplatz zum Gespräch bereit.

„Wie viele Kinder mit Behinderung sind in der Fußballmannschaft ihres Sohns?“, „Wie viele Schüler*innen mit Behinderung in der Klasse an der weiterführenden Schule ihrer Tochter?“, „Wie viele Arbeitskolleg*innen haben Sie mit Downsyndrom?“ und „Ist es richtig, dass diese glücklichen Kinder dank Pränataldiagnostik nicht selbst entscheiden können, ob Sie Leben wollen?“. Diese und weitere Fragen regten die Passanten auf dem Rathausplatz in Marburg regelmäßig „zum Nachdenken und zum Umparken im Kopf an“, so Nicole Preuss aus dem Organisationsteam.

Die Bemühungen um eine vollumfängliche gesellschaftliche Teilhabe und die kleinen Erfolge früherer Tage wurden durch die Pandemie in den Hintergrund gedrängt. So konnten viele Menschen mit Downsyndrom bis zur Impfung als vulnerable Gruppe noch eingeschränkter als die Gesamtbevölkerung am öffentlichen Leben teilhaben bzw. Schulen und Arbeitsstätten waren geschlossen. Mit Sorge blickt die Marburger Down-Syndrom-Selbsthilfe-Gruppe daher in die Zukunft. Die Eltern hoffen, dass ihre Kinder bald wieder so teilhaben können, wie vor der Pandemie. Sie hoffen, dass die Inklusionsbemühungen Marburgs, Hessens und der Gesellschafft nicht durch die Pandemie gestoppt wurden und bald wieder an Fahrt aufnehmen werden. „Unser Engagement geht weiter. Es gibt noch viel zu tun. Wir sehen uns am 21.03.2023 im kommenden Jahr wieder auf dem Rathausplatz!“, so Preuss am Ende des Interviews.

Zurück