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Lebenshilfe Marburg - Standpunkte

Die Suche nach verschütteten Bedürfnissen


Partizipativer Forschungsprozesses im Rahmen des Projekts „Mitleben“ wurde am 19.10.2016 erfolgreich abgeschlossen

Die übergeordnete Ausgangsfrage im Kontext des Projekts „Mitleben“ lautet: Wie ist eine gelingende Partizipation von Menschen mit Behinderungen und hohem Unterstützungsbedarf in allen Lebensbereichen im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention zu verwirklichen sowie eine Teilhabe im gesellschaftlichen Kontext zu ermöglichen? Um sich der Beantwortung dieser Frage schrittweise nähern zu können, wurde ein niedrigschwelliger Zugang über die partizipative Methode „Zukunftswerkstatt“ gewählt. Durch die Zukunftswerkstatt mit dem Namen „Schatzsuche nach verschütteten Bedürfnissen“ sollte erreicht werden, dass durch einen verbalen / non-verbalen dialogischen Prozess mit adäquaten Kommunikationshilfen und der (in)direkten Beteiligung nicht mehr über Menschen mit Behinderung und ihre Angelegenheiten geredet bzw. entschieden wird, sondern mit ihnen. Dabei richtete sich die Zukunftswerkstatt konkret an Menschen mit Behinderung mit hohem Unterstützungsbedarf, Ihre Angehörigen, die sogenannten professionellen Helfer sowie die Organisationsebene der teilnehmenden örtlichen Lebenshilfevereinigungen. Die Zukunftswerkstatt stellt eine Problemlösungsmethode bzw. ein Methodenkonzept neben anderen Methoden (z. B. der Zukunftskonferenz, dem Open Space usw.) dar, bei der es zu einer Freisetzung verdeckter Bedürfnisse der Teilnehmenden kommen soll. Sie soll zum freien Assoziieren einladen und dazu verhelfen, Denkschablonen zu überwinden. Sie ist ein Medium, das die Möglichkeiten zur Realisierung gemeinsamer Ideen entwickeln hilft und in der Umsetzung beratend begleitet. Die dazu intendierte Teilhabeplanung umfasst dabei das Recht auf Mitsprache, Möglichkeiten zur Mitgestaltung und Mitbestimmung im Entscheidungsprozess von Menschen mit Behinderungen, die sonst oftmals den Fachressorts der Verwaltung und Politikern vorbehalten ist. Deutlich wurde im gemeinsamen Forschungsprozess, dass die BewohnerInnen mit den im Projekt „Mitleben“ initiierten Wohn- und Unterstützungsangeboten trotz einiger räumlicher sowie nicht räumlicher Barrieren/Hürden durchweg sehr zufrieden mit ihrer neuen Wohn- und Unterstützungsform sind. Deutlich wurde jedoch auch, dass eine intensivere sozialräumliche Vernetzung notwendig ist, um die „Sonderwelten“ im Kontext der Behinderthilfe mit der „realen Welt“ im Sinne der Inklusion zu verknüpfen. Dazu gehört u.a., die Kommune/Gemeinde auf die Notwendigkeit der Barrierefreiheit hinzuweisen und zum Handeln aufzufordern. Auch die Hürde „bezahlbarer Wohnraum“ erscheint hier als besonders diskussionswürdig. Zudem zeigt sich, dass partizipatorische Prozesse auf allen Ebenen (auf Bewohner-, Angehörigen- und Betreuerebene) des Projekts „Mitleben“ notwendig sind, um eine Vertrauensbasis zu schaffen, die das Engagement aller Beteiligten fördert und auf diese Weise gleichsam als Garant für Stabilität steht.

Die weitere Auseinandersetzung mit den Inhalten und den Ergebnissen des Zukunftswerkstattprozesses sowie

  • der Diskurs und die Einflussnahme auf die Organisationsebene,
  • der Dialog und die Zusammenarbeit mit den Teilnehmern samt ihrer Angehörigen,

wird hierbei als zukunftsweisender Weg betrachtet. Diesen Weg sollten bestenfalls alle (die sogenannten Professionellen, Angehörigen und Menschen mit Behinderung) gemeinsam gehen und dabei zahlreiche Fußstapfen bzw. Spuren auf dem Weg hin zu einer umfänglichen Partizipation sowie Inklusion von Menschen mit Behinderung hinterlassen und gleichsam im Sinne des Projekts zum „Mitleben“ anregen.

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